Jubiläum beim 20. Internationalen Citibank 12-Stunden Lauf in Brühl am 22. Juni 2008
Aus einem 700-Minutenlauf aus Anlass der 700-Jahr-Feier der Stadt Brühl im Jahr 1985 entstanden, hat sich der 12-Stunden Lauf mittlerweile längst als feste Große im Terminkalender der Ultralaufszene etabliert. Am 22. Juli 2008 konnten die Brühler Ultrafreunde das Jubiläum der 20. Austragung des 12-Stunden Laufs feiern.
Vom Begriff 12-Stunden Lauf sollte sich niemand abschrecken lassen. Der Lauf wird sowohl für Einzelstarter als auch für Staffeln angeboten. Wer nicht allein die Anstrengungen eines Laufes über 12 Stunden angehen möchte, kann sich mit maximal 4 weiteren Läufern zusammentun und eine Staffel bilden. Gewertet werden die drei Kategorien: Frauen, Männer, Mixed. Hinzu kommen seit dem letzten Jahr Schülerstaffeln.
Steigende Teilnehmerzahlen
Steigende Teilnehmerzahlen belegen den guten Ruf der Veranstaltung. Frank Belz, Organisationschef der Brühler, konnte erfreut eine Steigerung der Teilnehmerzahlen sowohl im Einzel als auch im Staffelwettbewerb vermelden. Insbesondere hatten es ihm die Schülerstaffeln angetan. Was 2007 mit der Teilnahme von zwei Staffeln begann stieß in 2008 bereits auf eine Resonanz von vier Schülerstaffeln. Da in einer Schülerstaffel bis zu 10 Läufer starten dürfen, waren somit allein 40 Schüler beim 12-Stunden Lauf am Start. Eine gute Idee mit viel Potenzial für die Zukunft. Die Brühler ziehen sich auf eine attraktive Art und Weise ihren Langlaufnachwuchs heran.
Partystimmung im Schlossparkstadion
Die Schüler waren wie auch die übrigen Teilnehmer von der wieder mal tollen Atmosphäre im und um das Brühler Schlossparkstadion begeistert. Sie hatten im Stadion schon am Vortag Pavillons aufgebaut. Einige Teilnehmer reisten mit dem Wohnmobil an. Das ganze Schlossparkstadion war rings um die Laufbahn mit Pavillons, Zelten und Wohnmobilen gefüllt.
Der 12-Stunden Lauf startet am Sonntag um 7 Uhr und wird pünktlich um 19 Uhr mit einem Böllerschuss aus einer Kanone beendet. Zum Rahmenprogramm der Veranstaltung gehört auch ein 25 km-Lauf. Dieser startet um 10 Uhr. Am Samstag läutet ein Nordic-Walking-Wettbewerb das Sportwochenende in Brühl ein.
Ich hatte bereits 1999 als Staffelläufer am 12-Stunden Lauf teilgenommen und war wie auch bei meinem Besuch im letzten Jahr sehr von der tollen Atmosphäre angetan.
Gelaufen wird auf einem 2,5 km-langen Rundkurs durch das Schlossparkstadion, Schlosspark, vorbei am Schloss Augustusburg und durch die Fußgängerzone der Brühler Innenstadt. Dabei sind verschiedene Untergründe unter die Füße zu nehmen: Aschenbahn, befestigte Wege, Waldwege, gepflasterte Fußgängerzone. Etwa die Hälfte der Strecke ist im Schatten zu laufen. Es gibt zwei Verpflegungsstellen: eine im Stadion und eine in der Brühler Innenstadt.
Gewertet wird die nach 12 Stunden zurückgelegte Strecke. Die Staffeln können die Reihenfolge der Staffelläufer eigenständig entscheiden. Viele Staffeln nutzten die Möglichkeit, nach jeder Runde zu wechseln. Besonders die leistungsorientierten Staffeln wechselten ständig.
Nicht alle sind Frühaufsteher
Wir waren weniger leistungs-, dafür spaßorientiert. Zudem hatten wir vereinbart, dass Dieter und ich früh nach Brühl fahren und die ersten zwei bis drei Stunden alleine bestreiten. Erst dann wollten Frank und Jens zu uns stoßen, Peter gar erst gegen Mittag. So nutzte jede Staffel ihren Freiraum zur Gestaltung des Renntages.
Wie verabredet waren Dieter und ich am Sonntag um 6.30 Uhr im Stadion und bezogen den tags zuvor aufgebauten Pavillon. Die Startunterlagen hatten wir bereits am Samstag abgeholt und so reihte sich Dieter zum Start in die Läuferschar ein und Punkt 7 Uhr ging es unter dem Beifall aller umstehenden (pausierenden) Staffelläufer, Freunde und Zuschauer los. Den ganzen Tag über herrschte im Stadion eine freudige Stimmung. Ständig wurden Staffelläufer beim Wechsel und von den Team-Pavillons aus angefeuert. Besonders. Auch die Schüler sorgten für reichlich Stimmung.
Auf jeder Runde kamen die Läufer auch am weltberühmten Schloss Augustusburg vorbei. Das Schloss war die Lieblingsresidenz des Kölner Kurfürsten und Erzbischofs Clemens August von Wittelsbach (1700-1761) und gehört seit 1984 zum UNECSO-Weltkulturerbe. Im Schloss ist das bekannte Prunktreppenhaus von Balthasar Neumann zu bewundern. Nach 1949 wurde Schloss Augustusburg zu Repräsentationszwecken für den Bundespräsidenten und die Bundesregierung genutzt.
Gegenwärtig ist im Schloss eine Ausstellung „Staatsbesuch“ zu sehen. Zwei Wochen vor dem 12-Stunden Lauf hatte ich im Rahmen eines Betriebsausfluges Gelegenheit zum Besuch der Ausstellung und kann Nachahmung nur empfehlen.
Happening
Wie für viele andere Staffeln stand für das marathon4you.de-Team der Spaß im Vordergrund. So feierten wir das Vorrücken vom 28. auf den 27. Platz in der Männerwertung als Erfolg. Andere Staffeln sahen mehr den Wettkampfcharakter und lieferten sich einen heißen Kampf auf der Strecke. Die Veranstalter veröffentlichten jede volle Stunde die aktuellen Zwischenstände, die jedes Mal mit Spannung erwartet wurden. Wer wollte konnte die Zwischenstände auch online im Internet verfolgen.
Kurz vor dem Ende des 12-Stunden Laufs wurde es noch einmal richtig lebhaft. Viele Staffeln liefen mit allen Mitgliedern gemeinsam die Stadionrunde und über die Ziellinie. Bei den Flotten Fünfzigern überquerten so auf einen Schlag mehr als 300 Jahre die Linie. Wir waren zu diesem Zeitpunkt froh, dass überhaupt noch einer von uns laufen konnte und feuerten Peter an, als er um 18.57 Uhr das letzte Mal die Ziellinie überquerte. Wir nahmen uns fest vor: Nächstes Jahr laufen auch wir gemeinsam über die Ziellinie. Einer kann dann ja noch weiterlaufen bis zum Böllerschuss.
Nach dem Ende des Rennens durch den Böllerschuss aus einer Kanone verharrten die zu diesem Zeitpunkt auf der Strecke befindlichen Läufer genau an der erreichten Stelle bis ihr Standpunkt und somit die zurückgelegte Strecke exakt vermessen war. Dies ging gewohnt schnell vonstatten niemand musste lange warten.
Brühl war auch 2008 wieder eine gelungene Veranstaltung. Zur Steigerung der Teilnehmerzahlen hat sicher auch der 2008 erstmals ausgetragene Running Team Cup beigetragen, in dem sich fünf Staffelläufe im Rheinland (Staffel-Marathons in Pulheim und Zons, Rennhamster Rallye und Jüchtlauf in Düsseldorf plus 12-Stunden Lauf Brühl) zu einer gemeinsamen Wertung zusammengetan haben und dessen Schlusspunkt in Brühl gesetzt wurde.
Wechselnder Tagesablauf
Der Tag in Brühl begann für mich zwar sehr früh und war zwar sehr lang. Aber es war nie langweilig. Es war sehr interessant und abwechslungsreich auf und neben der Strecke den Tagesablauf erleben zu können. Ständig wechselten die Bedingung und Ereignisse.
Als ich gegen acht Uhr das erste Mal auf die Laufstrecke ging und fünf Runden nacheinander drehte, konnte ich das Läuten der Glocken der Schlosskirche hören. Ansonsten herrschte noch Ruhe. Ich genoss die Ruhe und Frische des Morgens. Es waren kaum Besucher um das Schloss und in der Innenstadt war noch nix los. Das änderte sich im Laufe des Tages wie auch das Wetter.
Ich genoss das vielseitige Lauferlebnis unter wechselnden Bedingungen, auch wenn im Laufe des Tages mit jedem Einsatz meine Achillessehnenprobleme stärker wurden. Wir alle waren etwas angeschlagen am Ende des Tages.
Respekt vor Einzelläufern
Umso mehr ist unser Respekt vor den Ultraläufern gewachsen. Während wir uns abwechseln konnten, drehten die Einzelläufer 12 lange Stunden Runde um Runde. Mit jeder Runde wuchs mein Respekt vor den Ultras. Für mich ist es im Moment noch unvorstellbar selbst einmal 12 Stunden am Stück zu laufen.
Das Angebot als Staffel am 12-Stunden Lauf teilnehmen zu können ist m. E. eine gute Hinführung zu einer möglichen Teilnahme als Einzelläufer. Allerdings werden wohl nur wenige Staffelläufer diesen Weg gehen. Sie können aber als Staffel ein zwar anderes, aber nicht minder schönes Gemeinschaftslauferlebnis mit nach Hause nehmen.
Fazit
Wieder mal eine bestens organisierte und stimmungsvolle Veranstaltung in Brühl. Unser m4y-Team hat sich fest vorgenommen auch im nächsten Jahr wieder dabei zu sein. Vielleicht gehen wir es dann ja etwas sportlicher ambitioniert an.
Das alte Schlossparkstadion wird im nächsten Jahr im Übrigen im neuen Glanz erstrahlen. Im Sommer beginnen bereits die Umbauarbeiten. Nach dem Ende des Umbaus wird sich das Stadion den Teilnehmern moderner und komfortabler präsentieren.
Sieger 2008
Frauen
1. Simone Durry 96,660 km
2. Regina Damaschke 87,500 km
3. Ricarda Gottschling 83,485 km
Männer
1. Vozar Attila 127,721 km
2. Michael Irrgang 121,766 km
3. Jens Hilpert 117,846 km
Bemerkenswert: Der Rückstand des viertplazierten Uli Griesbeck zu Jens Hilpert auf Platz 3 betrug nur 221 Meter!
Streckenbeschreibung:
Rundkurs über 2500m, flach, verschiedene Untergründe, verkehrsfrei.
Auszeichnung:
Staffel-Urkunden, Rundenkontrollliste jeder Staffel und die allgemeine Ergebnisliste können ca. 3 Wochen nach der Veranstaltung über Internetseiten des Veranstalters ausgedruckt werden
Logistik:
Start- und Zielgelände fußläufig zum Bahnhof / Stadtbahn. Umkleide und Duschmög-lichkeiten im Stadionbereich. Parkhaus am Krankenhaus kostenlos während der Ver-anstaltung geöffnet. Zeltmöglichkeit im Schlossparkstadion
Verpflegung:
Zwei Verpflegungsstände im Stadion und in der Innenstadt
Zuschauer:
Im Brühler Stadtzentrum und im Schlossparkstadion viele Zuschauer. Angenehme familiäre Atmosphäre.