Co-Autorin: Fabia Klein
Am 17. Juni 2007 fand in Brühl / Rheinland der 19. Internationale 12-Stunden-Lauf statt. Bei guten äußeren Bedingungen nutzten viele Freunde des Langstreckenlaufs die Gelegenheit, in familiärer Atmosphäre auf einem abwechslungsreichen Rundkurs zu laufen.
Der 12-Stunden-Lauf für Staffeln und Einzelstarter wurde Punkt 7 Uhr morgens gestartet. Um 10 Uhr folgte der Start für den ebenfalls angebotenen 25 Km-Lauf. Ein am Vortag in der Brühler Innenstadt durchgeführter Walking-Wettbewerb ergänzte den Wettbewerb.
Die Strecke besteht aus einem abwechslungsreichen 2500 Meter langen Rundkurs durch das Schlosspark-Stadion, Schlosspark und Fußgängerzone in der Brühler Innenstadt. Gelaufen wird auf verschiedenen Untergründen: Aschenbahn, befestigte Wege, Waldwege, gepflasterte Fußgängerzone.
Für die schon am Vortag angereisten Läufer bestand ab 14.00 Uhr die Möglichkeit des Campings im Schlossparkstadion. Im Stadion konnten auch Zelte/Pavillons für die Aktiven aufgebaut werden.
Um Schummeleien zu vermeiden wurde der Lauf durch Streckenposten und auch mittels Video überwacht. Der Veranstalter veröffentlicht Disqualifikationen. Eine begrüßenswerte Praxis!
Auf jeder Runde kamen die Läufer auch am weltberühmten Schloss Augustusburg vorbei. Das Schloss gehört seit 1984 zum UNECSO-Weltkulturerbe. Es war die Lieblingsresidenz des Kölner Kurfürsten und Erzbischofs Clemens August von Wittelsbach (1700-1761). Bis zur Fertigstellung im Jahr 1768 arbeiteten namhafte Künstler von eu-ropäischem Ruf an diesem Meisterwerk des Rokoko. Zu Ihnen gehörte auch Balthasar Neumann, der den Entwurf für das bekannte Prunktreppenhaus erstellte. Nach 1949 wurde Schloss Augustusburg zu Repräsentationszwecken für den Bundespräsidenten und die Bundesregierung genutzt.
Die barocke Gartenanlage im zu durchlaufenden Schlosspark wurde von Dominique Girard nach französischem Vorbild ab 1728 geschaffen. Abseits des barocken Gartens gestaltete Peter Josef Lenné ab 1840 Waldbereiche nach dem Muster eines englischen Landschaftsgartens - ein Bereich, der heute zu ruhigen Spaziergängen einlädt, oder zu Ultraläufen.
Schloss Augustusburg mitsamt Schlosspark ist wie auch das ebenfalls in Brühl befindliche Schloss Falkenlust der Öffentlichkeit als Museum zugänglich. Heutiger Eigentümer ist das Land Nordrhein-Westfalen.
Brühl liegt im Süden des Rhein-Erft-Kreises am östlichen Rand des Vorgebirges, 12 km südlich von Köln und 15 km nordwestlich von Bonn. 1285 erhielt Brühl die Stadtrechte. In Brühl nahm die Erschließung des rheinischen Braunkohlereviers im Jahre 1876 ihren Ausgang. Heute sind die ehemaligen Tagebaugebiete rekultiviert. Als Erholungspark Kottenforst-Ville stellen sie ein überregional bedeutsames Naherholungsgebiet dar.
Direkt am Heider Bergsee ist seit 1993 die Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung beheimatet. Dort war ich sechs Jahre beschäftigt und bin ich immer noch einmal in der Woche als Sportdozent nebenbei aktiv und leite ein Langlauftraining. Das reizvolle Wald- und Seeengebiet im rekultivierten ehemaligen Braunkohletagebau ist ein sehr abwechslungsreiches und attraktives Laufrevier. Hier finden auch regelmäßig einige Laufveranstaltungen im Jahr statt.
Da ich erst Anfang Juni in Potsdam gestartet war und schon am 7. Juli in Oberstaufen den Alpin-Marathon bestreiten werde, kam für mich ein Start beim 12-Stundenlauf diesmal nicht in Frage. 1998 konnte ich mich selbst als Teilnehmer von der Qualität des Laufes überzeugen. Ich wollte daher wieder die Atmosphäre vor Ort erleben und als Zuschauer dabei sein. Also fuhr ich nach einem gemütlichen Frühstück am Sonntag 18 KM von Königsdorf nach Brühl.
Als ich gegen 11 Uhr im Schlossparkstadion ankam, war der Wettbewerb bereits in vollem Gang. Es herrschte schon eine angenehme Stimmung. Viele Teilnehmer hatten im Stadion die Gelegenheit genutzt und Zelte bzw. Pavillons aufgebaut. Viele nicht selbst im Einsatz befindliche Staffelteilnehmer, Freunde, Bekannte und Zuschauer feuerten die Läufer an. In der Wechselzone herrschte reger Betrieb.
Bei der Taktik gab es große Unterschiede zwischen den einzelnen Staffeln. In vielen Staffeln wurde Runde für Runde gewechselt. Andere Staffeln wechselten erst nach mehreren Runden.
Einige Staffeln sahen den Lauf mehr als Happening. Für sie stand der Event- vor dem Wettkampfcharakter. Sie genossen den Lauf und das sportliche Beisammensein in angenehmer Atmosphäre und schöner Umgebung.
Zu Essen und Trinken gab es auch. Die Veranstalter hielten ein reichhaltiges Angebot an Speisen und Getränken bereit.
Der 12-Stunden-Lauf in Brühl hat in der Ultraszene einen guten Ruf. Dies belegt die konstante Zahl der Starter. Frank Belz, Vorsitzender des Vereins Internationaler 12 Stunden Lauf Brühl e.V., zeigte sich mit der Resonanz zufrieden. Insbesondere hatte es ihm das Interesse an den neu angebotenen Schüler- und Jugendstaffeln angetan. Hier rechnet er im nächsten Jahr mit einer verstärkten Nachfrage.
Entstanden ist der Lauf anlässlich der 700-Jahr-Feier der Stadt Brühl 1985. Das Stadtjubiläum war Grund zur Veranstaltung eines 700-Minuten-Laufes. Im folgenden Jahr wurden aus 700 dann 720 Minuten und der 12-Stunden-Lauf war geboren.
Auch mich erfasste wieder die Ultraatmoshäre. Brühl ist schon etwas Besonderes. Ich bedauerte nicht aktiv dabei zu sein. Eine Staffelteilnahme 2008 müsste doch zu reali-sieren sein. Wie wäre es mit einer marathon4you.de-Staffel? Wer hat Interesse? Bitte melden!
Bei den Staffeln gab es illustre und phantasievolle Namen. Hier einige Kostproben aus dem Repertoire der Teilnehmerliste:
Adrenalin Pur, Rennschnecken, Das Wunder von Brühl, Flotte Bienen, Die legendären Wettkampfschoner, Cool Runner, Flotte Fünfziger, Schlusslicht, Glühwürmchen…
Der Wettergott meine es gut mit den Ultras. Am Samstag zog die Gewitterfront nach Osten ab und der Sonntag war bedeckt mit vielen sonnigen Abschnitten. In der Sonne wurde es mehr als 20 Grad warm. Weite Teile der Strecke, insbesondere im Schloss-park, lagen jedoch im Schatten. Auch in den Passagen durch die Innenstadt gab es meist eine schattige Straßenseite. Zudem wehte ein kühlender Wind.
Aktive und Zuschauer konnten sich während des gesamten Wettkampfes über die jede volle Stunde veröffentlichten Zwischenergebnisse des Rennens informieren. Ein guter Service!
Um Punkt 19.00 Uhr wurde das Rennen durch einen Böllerschuss aus einer Kanone beendet, der auf der gesamten Strecke zu hören war. Die zu diesem Zeitpunkt auf der Strecke befindlichen Läufer mussten genau an der erreichten Stelle “verharren”, bis ihr Standpunkt und somit die zurückgelegte Strecke exakt vermessen und notiert war.
Die Siegerehrung erfolgte um 20.00 Uhr auf der Bühne im Schlossparkstadion.
1. Thomas Blumtritt 122,598 km
2. Uwe Kiehn 110,026 km
3. Frank Nicklisch 108,001 km
1. Anja Samse 119,213 km 1241
2. Kerstin Henky 110,034 km
3. Heidrun Flecken 92,697 km
Brühl war auch 2007 wieder ein Erlebnis für die Ultraläufer. Viele Läufer in Brühl sind „Wiederholungstäter“. Die Idee der Schüler- und Jugendstaffeln wird der Veranstaltung sicher neue Teilnehmer bringen. Ein wahrlich guter Ansatz der Veranstalter.
Für 2008 plant Frank Belz eine weitere interessante Neuerung. Er möchte einen Run-ning Tour Cup von vier Staffelläufen ins Leben rufen. Mit dabei sein werden wohl die Staffel-Marathons von Pulheim (siehe Bericht vom 14.01.2007) und Zons sowie der Staffel-Halbmarathon (Rennhamster-Rallye) in Düsseldorf. Schlusspunkt der Staffel-Cup-Serie wird der 12-Stunden-Lauf in Brühl sein.
Rundkurs über 2500m, flach, verschiedene Untergründe, verkehrsfrei.
Staffel-Urkunden, Rundenkontrollliste jeder Staffel und die allgemeine Ergebnisliste können ca. 3 Wochen nach der Veranstaltung über Internetseiten des Veranstalters ausgedruckt werden
Start- und Zielgelände fußläufig zum Bahnhof / Stadtbahn. Umkleide und Duschmöglichkeiten im Stadionbereich. Parkhaus am Krankenhaus kostenlos während der Veranstaltung geöffnet. Zeltmöglichkeit im Schlossparkstadion
Je ein Verpflegungsstand für Einzelläufer und Staffelläufer
Im Brühler Stadtzentrum und im Schlossparkstadion relativ viele Zuschauer. Im Schlosspark weniger Zuschauer. Familiäre Atmosphäre.