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Laufberichte

Crème de la Crème an Gänsbrüh

31.01.09
Autor: Joe Kelbel

Einmal im Jahr, am letzten Wochenende im Januar taucht ein seltsamer Name in den Gesprächen der Ultraläufer auf: „Gänsbrüh“

Eigentlich eine Bezeichnung für einen kleinen Teich in Rodgau-Dudenhofen,südöstlich von Frankfurt, doch heute die Bezeichnung für einen Spaziergang  von  Ultraläufern zur Freizeitanlage Gänsbrüh, am Rande dieses vereisten Tümpelchen.

Der Spaziergang hat einen Sinn: Es ist der jährliche Auftakt zur IAU (International Association of Ultrarunners)-50km Trophy und zur 50 km-DUV-Cup (Deutsche Ultramarathon Vereinigung), die im Anschluß an diesen Spaziergang startet.

Die Crème de la Crème des Ultrasports ist vertreten, unter anderen:

Dorothea Frey und Simone Stöppler vom 100-km-Nationalteam,
Maren Skau aus Dänemark (50 km Durchgangszeit in Winschoten 3:57h)
Carmen Hildebrand, Astrid Staubach (letzes Jahr 3:55 und 4.Platz in Rodgau)
Thomas Dehaut, (Vorjahressieger 3:08),
Marc Papanikitas( der die 50 Km in 3:01 laufen kann) 
Streckenrekordinhaber Stanislav Lazyuta (3:03:56 h)

Läufer, die sich für den Marathon de Sables am 27.März vorbereiten:  Danny Verdam (bisher 5x Marathon de Sables), Stefan Altermann,  Josef Bickendorf , Thomas Herget, Marion Jönck, Michael Mohr, Barbara Späth, Hans Vogel, Manfred Wildmoser.

Weltrekortlerin Sigrid Eichner, der Sturmvogel, wie sie Freunde nennen dürfen, hat 2008 den Trans Gaule = Frankreichlauf, 18 Tage über 1150km und mit nur einer Woche Pause den Deutschlandlauf 17 Tage über 1203 Km gefinisht  und wird am 19.April mit 68 Jahren die 4500 km lange Strecke des Transeuropa-Footrace von Bari zum Nordkap antreten.

Robert Wimmer (Gewinner 2008 des Deutschlandlaufs, Weltrekordler beim100 Km-Lauf auf dem Laufband ), und weitere Teilnehmer des Deutschlandslaufes 2008: Werner Selch, Jürgen Baumann, Günter Naab mit Frau Christine, Nikolaos Adam und Gerhard Albert. Auch Teilnehmer des Trans-Europalaufes 2009:  Hans Damm, Martina Hausmann, Klaus Neumann, Rene Strosny und Ulrich Zach.

Sie alle und weitere  etwa 800 „Ultras“ stehen an diesem Samstag morgen an der Startlinie zum 10. Rodgau Ultramarathon. Ein neuer Teilnehmerrekord, aber die Sportler und Organisatoren des Rodgauer Lauftreffs garantieren auch dieses Jahr einen reibungslosen, schönen Lauf.

Die „ganz harten“ Teilnehmer haben die Nacht vorher in der Turnhalle verbracht, ein willkommendes „Training“ für die Etappenläufe 2009. Als ich in der Halle ankomme, sitzen die Cracks schon beim Frühstück. Ich jette von Tisch zu Tisch um mit möglichst vielen sprechen zu können. Thema sind immer wieder die großen Abenteuerläufe. Bernhard Sesterheim erzählt vom Badwater Ultramarathon im Death Valley, Danny Verdam („Joe, du bist ja noch verdrehter als wir!“), der seinen 6. Marathon de sables im März antritt, erzählt, daß er in der Sahara gerne auch mal was länger schläft, ehe er die Tagesetappe antritt.

Ich schau mich so um, da sehe ich zwei Typen, die beide aussehen wie Wolfgang Petry. Demnach müssen das ganz coole Cracks sein. Und tatsächlich, es sind die Teilnehmer des Deutschlandslaufes  Jürgen Baumann (nicht zu verwechseln mit dem anderen B...) und Günter Naab: „Joe, da musst du mitmachen! In den Club passt du auch rein!“

Rudolf Mahlburg, auch ein Deutschlandläufer, organisiert den Rheinsteig-Erlebnislauf von Bonn nach Wiesbaden, Anfang April. Unter dem Motto  laufendhelfen.de wird eine gesellige Laufgruppe zusammengestellt. Ideal für Etappenlauf-Anfänger.

Werner Selch ist erstaunt, daß ich weiss, daß er mit Vereinskollegin Sigrid den Transeuropa-Footrace antritt: „Nun ja, schau’n, mer mal“ und grinst. Und Robert Wimmer, der Gewinner des Deutschlandlaufs 2008  verrät mir, daß er im April, live, über Laptop  bei m4y über den großen Transeuropalauf  berichten will .Er lädt mich ein, einfach  ein paar Etappen mitzulaufen.

Die Startnummernausgabe im Tennisclub läuft wie jedes Jahr schnell und reibungslos ab. Es gibt einige Läufer, die sich noch nachmelden, was höchstens 2 Minuten dauert. Wer sich nachmeldet hat allerdings keine Chance mehr, eine der geilen Sporttaschen mit dem coolen Ultra-Logo des RLT zu erhalten.

Es folgt besagter traditioneller Spaziergang zur Gänsbrüh. Die Startaufstellung erfolgt während des Countdowns. Ganz vorne steht Marc Papanikitas, der Belgier mit dem griechischen Namen, der immer lachend einen freundlichen Spruch draufhat.

Danny Verdam und Thomas Herget mit ihrer 9 kg schweren Saharaausrüstung sind auffallend gut gelaunt: „ Joe, du Chaot, das nächste Mal läufst du mit durch die Wüste!“

Ich bin erst etwa 1 km gelaufen, da überholt mich ein durchgeknallter Riese mit nacktem Oberkörper. Es ist Hans Berg, nomen est omen, der bei jedem Wetter so läuft. Die Kommentare der Mitläufer sind zum Kringeln, absolut lockere, freundliche Stimmung. So Typen sind das Salz beim Ultra.

Zehn Runden beim Ultra sind einfacher als 49 Runden beim Elbtunnelmarathon, man hat viel Zeit für Gespäche. Auf dem kurzen Gegenstück grüßt und fotografiert man sich. Zweimal überholt mich der lachende Belgier: „Thanks, Joe“ sagt er, weil ich ihm jedesmal lautstark den Weg freibrülle.

Ich geselle mich zum Kölle-Michael. Er läuft sich heute „nur warm“, denn er tritt in einer Woche den Brocken-Challenge mit 84,5 km, 1800 Höhenmeter und durchschnittlicher Schneehöhe von 54 cm an. Er wird bei m4y berichten.

Immer wieder treffe ich Donald Heinrich. Nicht nur sein Name, auch sein grauer Wallebart ist auffallend. Aber sind wir nicht alle heute auffallend?
Hajo Meyer, vierter der Weltrekordlerliste, läuft  ein ähnliches Tempo wie ich. Sein Club, der 100 MC Hamburg ist heute allerdings zahlenmäßig nur zweitstärkster Verein. Stärkster Verein ist wiederum der LT Hemsbach (siehe mein Bericht vom Hardcore-Marathon am 31.12.08).  Daniel Basel und Bernhard Hertinger, die Marathonsammler vom LT Hemsbach, laufen locker, immer breit grinsend und fröhlich ihre Runden.

Wenn wir nach jeder Runde an der Gänsbrüh vorbeikommen, ruft Gabi Leitner, die auch diesmal die Moderation macht, unsere Namen. Sie wird Frau Werwolf genannt. Bei jeder Runde frage ich mich warum, denn eigentlich redet sie sehr ruhig.

So ruhig, wie wir alle unsere Runden drehen: Gänsbrüh, Kurve, VP-Station, offene Felder, Wald, Gegengerade, Opel-Testgelände, Gänsbrüh. 10 mal. Und dann gibts endlich Freibier! Lachend stehen wir vor den Wärmestrahlern, trinken und essen von den Köstlichkeiten, um dann wiederum den kleinen Spaziergang zur Turnhalle anzutreten.

Bis spät in den Abend sitzen wir dort. Mit den neuen Weizenbier-Gläsern mit Ultra-Logo stoßen wir auf Rekorde und zukünftige Heldentaten an und danken der „Heimleitung“ vom RLT Rodgau, daß sie uns „Verdrehte“ auch dieses Jahr hervorragend betreut hat!

Siegerliste

Männer

1. Thomas Dehaut, LLG Landstuhl, 3:08:41,4
2. Mathias Dippacher, BLT Laufsport Saukel, 3:14:13,8
3. Mathew Lynas, LTV Erfurt, 3:15:53,1

Frauen

1. Constanze Türk, LG Telis Finanz, 3:45:29,4
2. Doro Frey, EK Schwaikheim, 3:48:56,2
3. Astrid Staubach, LG Vogelsberg, 3:52:51,3

 

Informationen: Ultramarathon Rodgau
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