Wir verwenden Cookies um Ihnen eine bestmögliche Nutzererfahrung auf unseren Websites zu bieten. Mit der Nutzung unserer Seiten und Services erklären Sie sich damit einverstanden. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
OKAls romantisches Land der Burgen, Höhlen und Mühlen ist die Fränkische Schweiz in den letzten 200 Jahren berühmt geworden. 170 Burgen entstanden im Mittelalter, davon sind 35 heute noch bewohnt. Die Landschaft ist geprägt von einzigartigen Kalk- und Dolomitfelsen mit fast 1000 Höhlen und anderen geologische Besonderheiten.
Thomas Schmidtkonz wildert in den Sommermonaten alljährlich in seiner Heimat und ist dabei auf der Jagd nach markanten Felsformationen, Höhlen und Burgruinen und sucht dazu die schönsten Routen durch die charakteristische Berg- und Hügellandschaft. Die Ausbeute seiner Aktivitäten wird – mittlerweile zum 5. Mal – jeweils Ende November einer Gruppe von ca. 30 – 35 Personen präsentiert. Das Ganze nennt sich dann Genusslauf-Marathon. Auf die Teilnehmer wartet ein disziplinierter Gruppenlauf im kontrollierten Tempo ohne Zeitvorgabe. Zu Hause bleiben dürfen all jene, die am Saisonende noch unter Ehrgeiz leiden und unbedingt einen festen Kilometerschnitt laufen wollen oder eine programmierte Zielankunft im Kopf haben. Alle Attraktionen an der Strecke werden nicht nur passiert, sondern auch besichtigt und nicht einfach daran vorbei gelaufen. Kein Wunder also, dass ein Großteil der Teilnehmer auch eine Kamera mitführt.
Die genaue Strecke ist nicht hundertprozentig exakt ausgemessen, sondern existiert nur auf Thomas‘ GPS, so dass alle auch ihm folgen müssen. Jedes Jahr wird die Strecke verändert, von unterschiedlichen Startorten und auf größtenteils neuen Abschnitten durchgeführt. Die Distanz soll in etwa Marathonlänge aufweisen, wer aber die 42,195 km eidesstattlich garantiert haben will, sollte lieber die Finger davon lassen. Zur Distanz sind in der hügeligen „kleinen Schweiz“ auch noch ca. 1.500 Höhenmeter zu bewältigen. Bei der maximalen Teilnehmerzahl von 30 Personen gibt es noch eine Besonderheit: Es werden zusätzlich noch 4 Hunde zugelassen. Natürlich sollten deren Besitzer auch zu den 30 Läufern gehören. Anmelden dazu kann man sich nur persönlich bei Thomas.
Auf der eigenen Website und auf Facebook können detaillierte Infos und Streckenbilder schon vorab abgerufen werden. Das Teilnehmerkontingent ist meist schon Monate vorher komplett ausgebucht, daher ist es ratsam früh dran zu sein. Wer dennoch zu spät kommt, wird aber auf die Warteliste gesetzt und rückt auf, wenn sich einer abmeldet. Die Teilnahmekosten sind eigentlich eher Schwäbisch als Fränkisch, den Lauf gibt es zum Nulltarif. Lediglich eine Spende für Speis und Trank ist gerne gesehen.
Heuer war das Interesse im Vorfeld wieder riesengroß, sodass sich Thomas entschloss, noch eine zweite Auflage, zwei Wochen später, anzuhängen. Der Genusslauf-Marathon Reloaded wird am 10. Dezember stattfinden.
Treffpunkt ist um 8:30 Uhr auf einem Parkplatz der 2000-Seelen-Gemeinde Obertrubach im Landkreis Forchheim in Oberfranken. Einige Verspätungen gibt es noch, aber kein Problem, so wird halt der Start etwas nach hinten auf 9 Uhr verschoben. 29 Läufer/innen haben sich letztendlich eingefunden, u.a. aus Nürnberg, München, Augsburg und sogar Berlin. Das Mitführen von Stirnlampen wurde vorher ausdrücklich empfohlen, so wird die Verschiebung kein Problem sein. Nach einer kleinen Ansprache von Thomas werden von ihm noch schnell ein Schlussläufer und ein Guide für Didi eingeteilt, welche im Verlaufe des Tages gewechselt werden sollen. Und schon geht’s los.
© marathon4you.de | 4 Bilder |
© marathon4you.de | 4 Bilder |
Am Ortsende führt der Weg bereits in den Wald auf einen Abschnitt des Frankenwegs. Bereits nach ein paar hundert Metern gibt es den ersten Verlaufer, nach genauem GPS-Studium wird kehrt gemacht und wir sind wieder richtig. Die Wege sind heute aber auch sehr schwer auszumachen, da alles mit Laub übersät ist. Für ein paar Nachzügler wie mich fällt der Umweg etwas kürzer aus, das ist halt der Vorteil, wenn man es nicht im Mindesten eilig hat. Nach zwei Monaten Zwangs-Laufpause kann es mir heute gar nicht langsam genug sein.
Ein abwechslungsreicher Trail führt uns auf dem Rücken des „Langen Bergs“ schon nach kurzer Zeit vorbei an Felsen mit irren Gesteinslöchern. Erste bekannte Attraktion ist das Felsgebilde „Jura-Elefant“. Der Nebel hängt noch zäh zwischen den Bäumen, unter den Felsformationen komme ich mir vor wie in einem Gemälde von Caspar David Friedrich. Anschließend erklimmen wir einen Gipfel mit toller Weitsicht über die Fränkische Schweiz …oder zumindest hätten wir sie ohne die Nebelsuppe.
© marathon4you.de | 22 Bilder |
© marathon4you.de | 22 Bilder |
Ja, wie entstand den eigentlich der Name Fränkische Schweiz? Früher hieß die Gegend unter Höhlenkundlern „Muggendorfer Gebürg". Dem Erlanger Zoologieprofessor Georg August Goldfuß fielen 1810 in seinem Reiseführer Ähnlichkeiten mit der Schweiz auf. „Freylich darfst du den Maßstab nicht aus Helvetien holen, wenn ich dir mächtige Felsmassen und hohe Berggipfel beschreibe. In jenem großen Style hat die Natur hier nicht gebauet und unsere Berge sind nur unmündige Kinder gegen jene wolkentragende Alpen“, schrieb er im Vorwort.
Die Vergleiche mit der Schweiz häuften sich in der Reiseliteratur und eine „Marktlücke“ für die einheimische Tourismusindustrie tat sich plötzlich auf.
1820 nannte Jacob Reiselsberger seinen Wanderführer stolz "Die Kleine Schweiz" und rief dem Leser zu: „Verlasst die Stadt, besucht die Flur, kommt in die kleine Schweiz“. Und Joseph Hellers Reiseführer von 1829 hieß dann entsprechend: "Muggendorf und seine Umgebung, oder die Fränkische Schweiz".
Die Literaten jener Zeit waren sich noch nicht einig, welche Bezeichnung sich durchzusetzen vermag. Erst ab 1856 als Adalbert Küttlinger sein Werk „Die Fränkische Schweiz und die Molkekuranstalt zu Streitberg“ nannte, bürgerte sich der Name endgültig ein, alle späteren Reiseführer sprachen nur noch von der „Fränkischen Schweiz“. Der Name ist also ein Kunstwort, eine Regionsbezeichnung, die durch den Tourismus entstanden ist.
Nach den ersten fünf Kilometern und einer Stunde Laufzeit erreichen wir unsere mobile Verpflegungsstelle. Sieben Mal werden wir sie heute anlaufen können, bestens bestückt und betreut von Thomas‘ Ehefrau Gaby. Das Angebot lässt wirklich keine Wünsche offen. Heißer Tee, Cola, Kuchen, Lebkuchen, Würstchen, Käse, Salzgebäck und noch viele, viele weitere leckere Sachen sind „Onboard“. Und nicht zu vergessen, die sehr beliebten Negerküsse …pardon, darf man jetzt ja nicht mehr sagen. „Schaumküsse mit Migrationshintergrund“ heißen sie jetzt, klärt mich Erwin auf. In einem weiteren Begleitfahrzeug bestand auch die Möglichkeit zu einer Gepäckdeponierung. Der will, kann heute zwischendrin auch mal die Kleider wechseln.