Beim Freibier freut sich ein Bayer ganz narrisch!
Wohl eher aus einer launigen Anfrage heraus und weil an Pfingsten eh fast keine Läufe sind, komme ich zum diesjährigen Marathon in Prag. Da war ich zwar vor einigen Jahren schon, aber die Goldene Stadt Praha ist alle Mal eine Reise wert.
Anzureisen ist heutzutage einfach geworden. Die Grenze wird nicht mehr kontrolliert, die Autobahn 6 führt von bayerischer Seite direkt bis nach Prag. Die Umfahrung Pilsen ist fertig und für Eisenbahnfreaks sind einige IC-Verbindungen und auch das Prag-Spezial der Bahn (Sonderpreise ab München/Regensburg und Nürnberg für bestimmte Züge) nutzbar.
Kleiner Geschichtsunterricht
Bereits im 6. Jahrhundert erfolgte die erste Besiedlung durch Slawen. Im Schutz erster Burgen entwickelten sich beiderseits der Moldau Siedlungen von Kaufleuten und Handwerkern. König Wenzel I ließ diese Siedlungen im Bereich der Moldaubiegung um 1230 befestigen und verlieh dann das Stadtrecht. Im 14. Jahrhundert, nunmehr als Hauptstadt des Heiligen Römischen Reiches, erblühte Prag unter Kaiser Karl IV und seinem Sohn Wenzel IV in wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Bereichen. Die Gründung der ersten Universität Mitteleuropas im Jahr 1348 fällt in diesen Zeitrahmen.
Einschnitte kamen durch die Hussitenkriege (ab 1419) und durch den Prager Fenstersturz im Jahr 1618, der dann den 30jährigen Krieg auslöste. Um 1900 wetteiferten drei Dichterkreise miteinander: Dies waren der Prager Kreis um Max Brod und Franz Kafka, der Verein „Wefa“ mit wenig bekannten Autoren wie Friedrich Adler und der neuromantische Kreis Jung-Prag mit Rilke und Franz Werfel.
Informationen: Prague Marathon
Ab 1860 verloren die deutschsprachigen Bewohner ihre Bevölkerungsmehrheit. Bei einer Volkszählung gaben nur mehr 42000 Prager Deutsch als ihre Muttersprache an. Die restlichen Deutschen und auch alle Ungarn wurden nach dem zweiten Weltkrieg interniert, umgebracht oder vertrieben. Die Bemühungen des Alexander Dubcek, den vorherrschenden Sozialismus etwas menschlicher zu machen, wurden während des Prager Frühlings 1968 mit Waffengewalt niedergeschlagen. Kein geringerer als Emil Zatopek, für uns Läufer heute das Vorbild, stellte sich einem Panzer in den Weg und wurde dafür degradiert und verachtet. Immerhin ging dann 1989 von Prag aus das sozialistische Regime zu Ende.
Heute leben hier rund 1,2 Millionen Menschen. Neben der Filmindustrie ist wohl der Tourismus der Bereich, wo am meisten Geld verdient wird. Kronen fließen auch in der Metallverarbeitung und in der Transportmittelherstellung (Tatra).
Verkehrstechnisch ist die Stadt nicht nur auf der Straße und Schiene wie beschrieben, sondern auch per Flieger und Schiff erreichbar. Es gibt bereits drei U-Bahnlinien, ein umfangreiches Trambahn- und Busliniennetz.
Vorgeplänkel
Das Startgeld (50 EUR bei zeitiger Anmeldung, bei kurzfristiger Nennung 90 EUR) beinhaltet neben Startnummer ein dezent gehaltenes blaues Funktionsshirt der deutschen Drei-Streifen-Marke, Medaille, Diplom und Ergebnisheft, Pasta-Party, Massage und freie Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Das reicht aber noch nicht, denn Freibier, da freut sich der Oberbayer ganz narrisch, ist genug vorhanden und der Eintritt zur After-Race-Bierparty ist auch noch eingeschlossen.
Ich reise bereits am Vortag in aller Frühe an, um am Samstag noch die eine oder andere Sehenswürdigkeit vor die Linse zu bekommen. Nur wenig Verkehr ist auf der Autobahn festzustellen, obwohl das Pfingstwochenende bevorsteht. Für die Autobahnbenützung Tschechiens ist seit einigen Jahren eine Vignette erforderlich. 11 EUR knöpft man mir hierfür ab. Zu beachten ist auch, dass im fließenden Verkehr immer die Scheinwerfer eingeschaltet werden müssen und eine Ersatzlampe ist auch mitzuführen.
Die Expo befindet sich im Prumyslovy palac im Stadtteil Holesovice. Dort angekommen bewundere ich die schönen Bauten, den Industriepalast oder nebenan das Lapidarium. Eine moderne SkyBar hängt in 50 Meter Höhe an einem Autokran.
Ich schlendere auf der Marathonmesse herum und hole meine Startunterlagen ab. Für den Chip, der hängt hier an der Startnummer, ist eine Kaution von 15 EUR zu berappen. Die Nudelparty hat auch schon begonnen und Hunger habe ich auch schon. Den Gutschein aus der Starttasche gekramt, so erhalte ich die schmackhafte Pasta mit einer Tomatensauce in wenigen Augenblicken. Dazu gibt’s Bier zum Hinunterspülen und Obst.
Ich schaue noch an den Werbeständen der Veranstalter vorbei, nehme die eine oder andere Ausschreibung mit und dann sehe ich ein bekanntes Gesicht. Gisela Müller aus Heroldsberg bei Nürnberg. Sie wirbt zusammen mit Mario Wallrath für den 3. Via-Carolina-Lauf am 19./20.07.2008 von Prag nach Nürnberg über 320 Kilometer. Dieses Abenteuer kann als Staffel oder als Einzelläufer in einer offenen Staffel gelaufen werden. Informationen gibt es unter
www.viacarolinarunning.de. Eine andere, einmalige Sache hat Mario auch in die Hand genommen. Er wird das Autobahneröffnungsevent am 10.09.2008 ebenfalls organisieren. Die Lücke der Autobahn 6 östlich von Amberg wird auf laufsportliche Weise (Halbmarathon) geschlossen. Als Schirmherrin wird kein geringerer als Bundeskanzlerin Angela Merkel die Autobahn frei geben.
Stadtbesichtigung
Ich mache mich zu Fuß auf, die Stadt zu besichtigen. Einen rechten Plan habe ich nicht, aber vielleicht die richtige Nase. Die treibt mich dann in Richtung der Burg. Ein Wanderweg geht steil bergan. Zuerst geht es durch den gepflegten Park Letenske Sady. Ganz nah höre ich Zuschauer plärren. Ja, die Toyota Arena, Spielstätte des Sparta Prag, ist nur einen Steinwurf entfernt. Ich bewundere den Königsgarten und habe bereits immer wieder schöne Motive und Ausblicke auf die Burg.
Die ganze Anlage im Stadtteil Hradcany (Hradschin) mit Burg, Kirchen, Klöstern, Adels- und Bürgerhäusern zeigt eindrucksvoll die mehr als 1000jährige Geschichte des tschechischen Staates. Bereits ins späte 9. Jahrhundert reichen die ersten Anfänge der Burg zurück. Seit 1918 residiert hier der Staatspräsident. Und da habe ich wieder Glück, denn die Präsidentenräume sind heute zu besichtigen. Da relativ viele Ordner, Soldaten und Polizisten die Räume überwachen, wage ich es nicht, einige Bilder zu schießen. Nicht dass ich mir eine „Zigarre“ einhandele.
Wieder am Eingang der Burg zurück, erlebe ich die Wachablösung der hoheitlichen Burgwache. Da wird ohne laute Kommandos marschiert, das Gewehr präsentiert, die Wache abgelöst und dann abgezogen. Sehr formal, die Kommandos kommen mit dem Schlagen des Gewehrschaftes auf den Boden.
Es wird Zeit, auch noch die Altstadt zu besichtigen. Über die Neue Schlossstiege (Nove zamecki schody) erreiche ich die Kleinseitener Brückentürme (Malostranske mostecke veze) direkt an der Karlsbrücke (Karluv most). Riesige Besucherströme wälzen sich hinüber und herüber.
Die Karlsbrücke wurde als Steinbrücke in den Jahren 1158 bis 1172 von König Vladislav I errichtet. Karl IV erbaute sie nach einem Einsturz in gotischer Ausführung. Dombaumeister Peter Parler war sein ganzes Berufsleben mit dem Bau beschäftigt. Mit 16 Bögen auf einer Länge von 520 Metern wurde die Moldau überspannt. Mit 10 Metern Breite war bereits Platz für vier Wagen. Die zahlreichen Figuren aus böhmischen Sandstein wurden erst ab 1693 angebracht.
Welche Heiligen sind denn da anzusehen? Es sind insgesamt 30, darunter auf der Südseite der Hl. Wenzel, der Landespatron, Franz von Assisi, die Hl. Ludmilla, die Landespatronin und der Hl. Christophorus, der Patron der Reisenden. Auf der Nordseite grüßen der Hl. Veit (Vitus), der Kirchenlehrer Augustinus, mein Namensgeber, der Hl. Antonius von Padua, und daneben der Hl. Johannes Nepomuk, der Brückenheilige schlechthin. Touristen bleiben bei ihm stehen, berühren die Figur und erhoffen sich dadurch Glück.
Auf der anderen Seite ist der Altstädter Brückenturm (Staromestska mostecke vez) schön anzusehen. Ich marschiere einfach dem Strom der Touristen hinterher und erreiche dann in wenigen Minuten den Altstädter Ring (Staromestske namesti). Hier wird schon fleißig von den Organisatoren für das morgige Laufevent aufgebaut und hergerichtet.
Der riesige Platz war in der Geschichte der Kreuzungspunkt internationaler Handelswege und daher auch Schauplatz von Königszügen, Ritter- und Reiterspielen, aber auch von Hinrichtungen und Massakern. Das Rathaus (Staromestska radnice) erbauten ab 1338 die Bürger aus den Erlös der Weinsteuer. Bis ins 19. Jahrhundert hinein wurde der Rathausturm erweitert. Der kann auch bestiegen werden, eine schöne Aussicht ist garantiert.
Sonne, Mond und Sterne - nicht nur die Zeit zeigt die Astronomische Uhr an, die Astronom Magister Hanusch 1490 anfertigte. Vor jeder Stunde beginnt der Apostelzug. Ich blicke mich noch kurz um und mache mich dann wieder auf in Richtung Unterkunft. Mittlerweile tun mir die Füße weh vom vielen Laufen - und morgen soll ich noch einen ganzen Marathon rennen. Na servus.
Es ist aber noch nicht Feierabend, denn auf 19.30 Uhr ist eine Bootsfahrt auf der Moldau terminiert mit gleichzeitigem Dinner. Das Abendessen ist lecker und reichlich. Dazu gibt es wieder Getränke im Überfluss und natürlich Bier. Ja, jetzt glaube ich auch, dass die Tschechen mehr Bier schlucken als die Bayern. Spät abends komm ich „fertig“ ins Hotel, ich bin hundemüde und brauch kein Einschlafbier mehr.
Der Marathontag
Bereits kurz nach sechs Uhr sitze ich gut erholt am Frühstückstisch. Zwei Semmeln, etwas Käse, Schinken und Marmelade, das reicht mir. Eine schwarze Gazelle sitzt neben mir. So schnell, wie er laufen kann, ja so schnell hat er sein Frühstück verdrückt. Eine Stunde vor dem Startschuss bin ich vor dem Rathaus.
Massagemöglichkeiten werden angeboten, vor den Dixies steht schon eine Schlange Wartender. Nur gut 150 Meter um die Ecke ist der Technische Bereich mit dem bewachten Kleiderdepot und den Umkleidezelten. Ich gebe meine Klamotten ab.
Dann kommt eine Sambagruppe mit einer knapp bekleideten Sambatänzerin vorneweg. Die Zuschauer strecken ihre Hälse, damit sie was zu sehen bekommen.
Gegen 08.45 Uhr suche ich meine Startzone auf. Ich bin relativ weit hinten platziert, im Block 3.45 bis 3.59 Stunden. Den Pacer für vier Stunden sehe ich hinter mir, zu erkennen an mehreren Luftballons und an einem neongelben Trikot. Der Startblock ist relativ schmal.
Dann rückt die Startzeit immer näher. Die letzten Informationen fließen in Tschechisch, Englisch, Deutsch und Italienisch. Dann erklingt Musik, bei der ich eine Gänsehaut bekomme. „Die Moldau“ von Friedrich Smetana, der mit dem Zyklus „Mein Vaterland“ seine Heimat darstellen wollte. Immerhin rund drei Minuten des 16 Minuten andauernden Werkes hören wir ohne Ansagen. Dann schickt ein Startschuss uns auf die Reise.
Das Rennen
Es dauert so zwei, drei Minuten, bis ich das Starttor erreiche. Ab da haben die Läufer sehr viel Platz. Wir können sofort frei laufen. Es geht 500 Meter auf der Parizska Richtung Moldau, bevor wie einen Linksschwenk einlegen. Auf der nächsten Wegstrecke sehen wir das Rudolfinum mit seinen Kunst- und Konzerthallen, das Kunstgewerbemuseum (Umeleckoprumyslove muzeum) und die Kreuzherren-Kirche, die dem Hl. Franziskus geweiht wurde.
Erste Musikgruppen sind zu hören. Ach ja, heute ist der letzte Tag des vier Tage andauernden Marathon Music Festivals. Ganz Prag ist an diesem Wochenende musikalisch.
Dann biegen wir ab auf die Karlsbrücke, das Prager Symbol schlechthin. Die Westseite der Bücke wird jetzt nach langer Verzögerung restauriert. Bis zu 13 Jahre kann das dauern, die Fundamente werden abgedichtet und die Wasserteiler erneuert, die die Pfeiler schützen sollen.
Kilometer 2 führt uns nun auf die Kleinseite. Kirche und Kloster St. Thomas (Kostel svateho Tomase) mit einer schönen Barockfassade, geschaffen von Kilian Ignaz Dientzenhofer, sind ein Ausblick, das Palais Waldstein (Valdstejnsky palac), ein profaner Monumentalbau des Prager Barock ein anderer. Ich habe Mühe, dass ich nicht ins Gewühle um den Vier-Stunden-Pacer komme.
Die nächsten Kilometer laufen wir auf der Uferstraße an der Moldau entlang. Kurz nach Kilometer 5 kommt die erste Verpflegungsstelle mit Wasser und Isodrinks. Wir sind jetzt im Stadtteil Holesovice unweit der Marathon Expo. Die Moldau, der Tscheche sagt zu ihr Vltava, wird auf der Libensky most überquert. Eine Straßenbahn sitzt uns im Nacken und kann aufgrund der Läufer auch nur in deren Tempo mitschwimmen.
Ich spreche eine Frau mit Bonner Marathon-Shirt an und bin überrascht, denn beide haben sich in München niedergelassen. Janina und Peter Schoppe fühlen sich gut und wollen ein schönes Marathonwochenende genießen. So um die vier Stunden wollen sie unterwegs sein.
Bei Kilometer 9 befinden wir uns im Karolinental (Kalin), ein auf dem Reißbrett entstandenes Viertel aus dem 19. Jahrhundert. Bei der Jahrhundertflut 2002 stand hier das Hochwasser meterhoch in den Straßen. Fast genau vor meiner Unterkunft steht Kilometer 10 und erneut eine V-Stelle. Die Läufer greifen eifrig zu, denn es wird noch warm werden. Keine Wolke ist am Himmel zu sehen.
Wir verlassen wieder die Moldau und biegen Richtung Altstädter Ring ein. Dort durchlaufen wir abermals das Starttor unter dem Applaus Tausender Zuschauer. Es geht durch die Zeltnergasse (Celetna), eine der schönsten Altstadtgassen und Beginn des Königsweges vom Pulverturm zur Burg.
Kurz vor Kilometer 13 sehe ich den Pulverturm (Prasna brana) in voller Pracht. Er ist künstlerisch und strategisch wertvoll. So residierten hier Wenzel IV und Georg von Podiebrad. Bei der Belagerung durch die Preußen wurde hier Schießpulver gelagert.
Unweit des U-Bahnhofes Mustek sehen wir das barocke Palais Sylva-Taroucca (Sylva-Taroucca palac), wo ein Casino untergebracht ist. An der Nationalstraße (Narodni trida) sind zahlreiche Geschäfte mit Glas-, Schmuckwaren und Souvenirs zu finden.
Kilometer 14 führt uns wieder an die Moldau heran. Ein Blick nach links zeigt uns das Nationaltheater (Norodni divadlo). Für den Bau ab 1868 sollte jeder Tscheche seinen Beitrag hier leisten. Friedrich Smetana und Franzisek Palacky legten den Grundstein für den Bau.
Es geht die Moldau entlang. Auf der anderen Seite kommt ein „Aufzug“, an dessen Ende die Nummer eins rennt. Natalya Yulamanova hat ihren Schrittmacher und einen gehörigen Vorsprung. Sie wird das Frauenrennen für sich entscheiden. Emily Kimuria ist die folgende Frau. Sie hat ebenfalls ihren Pacer. Ja, und der meinige hängt mir immer noch am Genick. Ich komm nicht weg, ich fotografier wohl zu viel.
Es folgt eine kurze Schleife durch den Stadtteil Vysehrad. Ja, die Strecke ist sehr abwechslungsreich. Bei meinem Start 2002 ging es am Anfang und am Ende des Rennens so knapp 10 Kilometer durch die Innenstadt. Die fehlenden „Meter“ wurden als Pendelstrecke auf einer vierspurigen Stadtautobahn absolviert. Das war damals etwas fürs Gemüt. Am weitesten kam damals, wenn am Hirn den OFF-Schalter erwischte.
Ich spreche wieder einen vermutlich Deutschen an. Es ist Fred Körnig aus Cottbus. Er hat seine Frau mitgebracht. Da fällt mir ein, dass ich am Anfang jemand „Cottbus“ plärren hörte.
Die Schleife endet, wir laufen wieder der Moldau aufwärts. Ein kleiner Straßentunnel erscheint, da müssen wir durch. Es ist der Vysehradsky tunel, oberhalb diesem ist das Nationale Kulturdenkmal Wyschehrad (Narodni kulturni Vysehrad). Vermutlich stand hier im 8. Jahrhundert schon eine Holzburg. Oberhalb dieses Spornes wären noch einige Kulturdenkmäler zu besichtigen. Da habe ich jetzt keine Zeit.
Die nächsten Kilometer führen uns Richtung Stadtteil Branik. Mein Zeiteisen zeigt bei der Halbzeit eine 1.56 Stunden. Der Zeitverzug ist wohl das Ergebnis der bisherigen Fotografiererei. An einer Tankstelle bei Kilometer 22 ist die Wende.
Es geht auf der Uferstraße zurück. Es ist schön, dass wir jetzt die nach uns platzierten Läufer beobachten können. Wir wechseln auf der Palecko most die Moldauseite. Bei Kilometer 26 laufen wir bei der Staropramen vorbei, die Brauerei, die das viele Bier gestiftet hat. Es folgt abermals eine kurze Wendepunktstrecke im Stadtteil Smichov. Kilometer 28 ist die Wende. Kurz zuvor überhole ich Mario Wallrath und Holger Pampel. Mario kämpft schon, während Holger noch fröhlich ausschaut. Beide müssen noch gut trinken, was ich sie wissen lasse. Es geht die Moldau abwärts.
Bei Kilometer 31 wechseln wir auf der most Legli abermals den Fluss. Jetzt sind wir auf dem Smetana-Kai (Smetanovo nabrezi), das Prags älteste Uferpromenade ist. Der Kai bietet eine prachtvolle Aussicht. Mir geht es gut, ich habe mein Tempo etwas gesteigert und kann schon den 3.45 Pacer vor mir erkennen.
Bei Kilometer 31,5 wechseln wir abermals die Uferseite. Nach weiteren zwei Kilometern kann ich auf den 3.45-Stunden Pacer auflaufen. Wir wechseln ein paar Worte auf Englisch. Er zeigt mir seine Zeittabelle. Er wird sein Ziel erreichen, da bin ich mir sicher. Ich mache mich nach vorne davon. Wir laufen jetzt noch mal die Schleife, die wir am Anfang zu bewältigen hatten. Nur ist es jetzt deutlich wärmer geworden.
Bei Kilometer 37,5 macht immer noch der Sender Praha 7 laut Musik. Zum letzten Mal überqueren wir die Moldau.
Kilometer 40, die letzte Verpflegung lasse ich links liegen. Endspurt. Für drei, vier Bilder reicht es immer noch. Dann biege ich von der Moldau ab und laufe noch die fünfhundert Meter im Spurt ins Ziel. Ich kann es aber nicht lassen, ich muss die Zuschauer motivieren, noch mehr klatschen. Die Zieluhr zeigt eine hohe 3:42er Zeit. Da habe ich auf der zweiten Hälfte mächtig Gas gegeben. Der Moderator kommt auf mich zu, redet nur tschechisch, ich verstehe spanisch und antworte auf englisch: „Thank you for the good race.“
Im Zielbereich gibt es wieder was zum Trinken. Ihr dürft raten, was ich wähle: Pivo nealko bis zum Abwinken. Nach einer kurzen Erholung gehe ich Richtung Moldau. Es ist interessant, die Läufer einen knappen Kilometer vor dem Ziel zu beobachten. Die einen sind noch sehr frisch, manche sind schon gezeichnet von der Plage, einige kommen schon auf dem Zahnfleisch daher. Aber alle haben ein Ziel vor Augen: Unter den Zielbogen durch und sich die Medaille holen.
Zurück im Ziel hole ich meine Kleider. Leider sind keine Duschen vorhanden. Ich habe mir eine Wasserflasche organisiert und dusche so im Umkleidezelt mehr schlecht als recht. Wenigstens sind der ganze Schwitz und die Salzkruste weg.
Meine Erholung beginnt in einem angrenzenden Cafe, wo ich mir Quarkknödel mit Heidelbeerfüllung schmecken lasse. Die sind lecker. Da noch Zeit ist bis zur Post Race Party, mache ich noch eine weitere touristische Exkusion in der Altstadt.
Abends auf der Party unterhalten einige Musikbands, es wird die Siegerehrung für den Teamwettbewerb durchgeführt. Ja und böhmisches Gulasch wird auch noch serviert und zum Trinken gibt’s, na was: Bier. Zur Feier des Tages aber auch Rot- und Weißwein. Alles zum Nulltarif. Prost. Da muss ich mich zurückhalten. Es gilt die 0,0 Promille-Grenze für Kraftfahrer. Das nächste Mal nehme ich den Zug!
Mungara aus Kenia und Yulamanova aus Russland sind die Marathon-Sieger in Prag 2008
Die 27jährige Vorjahressiegerin Yulamanova aus Russland wiederholt ihren Sieg vom Vorjahr und verbessert ihr Zeit um 90 Sekunden. Den Kenianerinnen Emily Kimuria (2:35:55) und Caroline Kwambai (2:37:51) bleiben die Plätze 2 und 3.
Trotz Temperaturen von gut 20 Grad gewinnt der Kenianer Mungara mit der guten Zeit von 2:11:06. Er ist damit der 10. Läufer aus Kenia, der seit 1995 in Prag gewinnt.
Streckenbeschreibung:
Flacher Rundkurs, viele Sehenswürdigkeiten, sehr abwechslungsreich.
Rahmenprogramm:
Nudelparty auf der Marathon EXPO, Läufermesse, Post Race Party.
Auszeichnung:
Medaille, Funktionsshirt, Urkunde aus dem Internet und per Post.
Logistik:
Parkplätze sind wohl in der Altstadt knapp. Benützung der öffentlichen Verkehrsmittel mit Startnummer gratis. Abgabe der Kleiderbeutel nur wenige Meter vom Start entfernt. Massagen vor und nach dem Lauf.
Verpflegung:
Internationaler AIMS-Standard. Alle fünf Kilometer Wasser, Iso, später mit Bananen und Orangen. Dazwischen Wasserstellen.
Finisher:
Knapp 4000 Marathonfinisher.
Zuschauer/Stimmung:
Zuschauer nicht in der Menge wir in Berlin oder Hamburg. In der Altstadt, auf den Brücken gute Stimmung. Die Pendelstrecken sind eher ruhiger. Viele Musikbands.
Fazit:
Ansich Muss. Jetzt ist die Strecke einfacher zu laufen als bei meiner letzten Teilnahme. Unbedingt mindestens das ganze Wochenende hier verbringen. Nächste Ausgabe am 10.05.2009.
Informationen: Prague Marathon