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Laufberichte

Das gibt es nur in Biel

12.06.09
Autor: Klaus Duwe

Nach der Euphorie und dem Sturm der Ultras auf Biel im letzten Jahr zur 50. Auflage (2.941 Anmeldungen alleine für den 100er, über 5.000 insgesamt) ist wieder Alltag eingekehrt. Aber auch der ist nicht grau und die Organisatoren sind optimistisch, die Bieler Lauftage in eine gute Zukunft führen zu können, denn 1.270 Finisher beim 100er bei 3.649 Anmeldungen insgesamt sind stolze Zahlen.

Und das, obwohl man sich im Punkt Öffentlichkeitsarbeit traditionsgemäß  fast schon eine vornehme Zurückhaltung auferlegt. Vergleicht man den Medienrummel bei mancher durchschnittlichen Veranstaltung in der Schweiz und in Deutschland mit dem, der um die Bieler Lauftage bemacht wird, sind diese ein unter der Hand gehandelter Geheimtipp. Im ganzen world-wide-web habe ich in der Woche vor der Veranstaltung eine einzige Veröffentlichung gefunden. Und das, obwohl das Bieler Tagblatt zum Sponsorenpool gehört.

Den Mythos und die Faszination Biel aber kann auch das nicht killen. Weil ich weiß, dass ich von Freitag auf Samstag sowieso nicht schlafen kann, gebe ich dem inneren Drang nach und fahre nach Biel. Fit für den 100er bin ich nicht und was anderes kommt für mich in Biel nicht in Betracht. Also bin ich als Fotograf an der Strecke.

m4y-Reporter Joe Kelbel macht („aus Versehen“) seinen ersten 100er und wird von der Strecke berichten. Er ist nicht alleine mit seinem Debüt. „Hey, Klaus, mach’ ein Bild, es ist mein ersten 100er“. Dutzendfach drücke ich den Auslöser. Biel sei Dank vergisst auch Heike ihre Verletzung und Karlheinz wird trotz Dialyse seine Serie von 26 ununterbrochenen Teilnahmen fortsetzen.

Auch Deborah will endlich die Lücke schließen und einen 100er laufen. Nur Biel kommt dafür in Betracht. Aber die 29jährige Grundschullehrerin hat Stress. Gerade macht sie eine zweite Ausbildung zur Lokführerin („Das ist sehr interessant, aber zeitintensiv“). Außerdem steckt ihr noch der Winterthur Marathon von vor zwei Wochen in den Beinen.  Sie ist schnell und entsprechend lange wirkt so ein Marathon nach. Nicht nur in ihrer Altersklasse liegt sie immer ganz vorne, auch in der Gesamtwertung belegt sie regelmäßig gute Plätze (z.B. Sieg beim Frauenfelder, Dritte in Luzern, Dritte beim K 78).  Ehrgeizig ist sie auch, gute Platzierungen wichtig. Also stellt sie Biel zurück. Sie ist aber auch eine leidenschaftliche Läuferin. Und so überrascht sie ihre Freunde, als sie doch in Biel an der Startlinie steht.

Es gibt attraktivere Startplätze als der vor der Bieler  Eissporthalle. Und doch ist der Start um 22.00 Uhr einer der emotionalen Höhepunkte. Der Sprecher macht klar: Es geht darum, hundert Kilometer zu laufen. 100 Kilometer! Auch die Schnellsten werden die ganze Nacht unterwegs sein. Keiner wird von Schmerzen, Selbstzweifeln und Krisen verschont. Nach knapp sieben Stunden werden die Ersten zurück erwartet, nach 20 die Letzten.

Viele Zuschauer bilden einen würdigen Rahmen, für Ehrengäste steht eine Tribüne bereit. Seit jeher ist das ein geschmückter Leiterwagen. Das Wetter ist genial, fast wolkenlos. In der Nacht sollen die Temperaturen nicht unter 10 Grad fallen. Morgen wird es heiß. Bis aber die 26 Grad erreicht werden, sind die meisten im Ziel.

Einer, der heute gerne dabei wäre, darf nicht starten: Jakob Etter. Er ist der OK-Präsident und hat als solcher natürlich andere Aufgaben. Er wusste sich aber zu helfen und verlegte das Erlebnis und die Herausforderung 100 km Biel nach vorne. Sein Sololauf, lediglich von einem Biker begleitet, war anfangs Juni sein 10. 100er.

Wie war die einsame Nacht im Seenland? „Ich hatte während der ganzen Nacht einen hartnäckigen Gegner: die starke Brise. Diese hat vor allem auf der ersten Streckenhälfte viel Kraft gekostet. Ein Windschattenlaufen gab es natürlich nicht. Immerhin wurde ich in Aarberg und Lyss von meiner Frau und einer Gruppe von Läuferkollegen überrascht. Das hat mich gefreut und sehr motiviert.“

Nach 9:46 war der 55jährige im Ziel. Heute bekommt er die verdiente Medaille und das Finsher-Shirt. 

Das offizielle Rennen gewinnt wie im Vorjahr Walter Jenni. Als einziger bleibt er unter 7 Stunden. Nicht ganz 30 Minuten beträgt sein Vorsprung auf Ralf Thallinger, der fast an der Laufstrecke in Büren a. A. wohnt. Jo Koster wird Dritter.

Unsere Spontan-Starterin Deborah Balz rennt los, als ginge es um irgendeinen Marathonlauf – ohne Velo-Coach mit Verpflegung, Klamotten und Beleuchtung. In Aarberg (km 18) hat sie bereits einen Vorsprung von 3 Minuten herausgelaufen und auch bis Lyss (km 24) gibt es keine Probleme. Was aber jetzt, wo es über einsame Straßen durch die Nacht geht?

Bruno Hess hat den gleichen Weg. Allerdings ist er nicht zu Fuß, sondern mit dem Velo unterwegs. Aus Spaß, er hat keine Funktion und will das Rennen an der Spitze etwas verfolgen. In Grossaffoltern (km 27) wird er auf Debi aufmerksam und wundert sich, dass die erste Frau weder einen privaten noch einen offiziellen  Begleiter hat. „Da habe ich mich kurzerhand entschlossen, diesen Posten zu übernehmen“, sagt er später.

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Informationen: Bieler Lauftage
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