Wir verwenden Cookies um Ihnen eine bestmögliche Nutzererfahrung auf unseren Websites zu bieten. Mit der Nutzung unserer Seiten und Services erklären Sie sich damit einverstanden. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
OKWeglaufen kann man nicht, denn irgendwann holen sie dich wieder ein....die Gedanken. Aber man bekommt eine andere Sicht, vielleicht eine bessere.
Wer sagt, daß Laufen süchtig macht, der hat recht. Denn Sport wirkt selbst wie eine Droge, der Körper schüttet mehr Opiate und Kortisol aus. Zusätzlich verbessert er die Übertragung von Neurotransmittern. An den synaptischen Enden der Nervenzellen werden Substanzen gebildet, die dafür verantwortlich sind, die Übertragung eines Reizes zu steuern. Diese Substanzen nennt man Neurotransmitter. Alle Neurotransmitter, die für die Weiterleitung eines bestimmten Reizes zuständig sind, bilden zusammen ein Transmittersystem.
Die Geschichte von einem Runners High, also einem Rauschzustand muss ich allerdings in den Bereich der Märchen verweisen, auch wenn die Neurotransmitter Samba tanzen.
Interessanterweise wirkt Alkohol, zumindest nach dem ersten Schluck, genauso wie Sport: der Alkohol setzt verstärkt Botenstoffe frei, die zum Belohnungssystem gehören – vor allem Dopamin, Serotonin und Endorphine. Doch irgendwann wird die Ausschüttung der Botenstoffe im Belohnungssystem gehemmt – so wie alle Gehirnaktivitäten mit zunehmender Alkoholmenge. Verantwortlich für diese Hemmung ist der Einfluss des Alkohols auf zwei Transmittersysteme, die das natürliche Gleichgewicht von Aktivität und Dämpfung im Gehirn steuern..
Alkohol bringt dieses Gleichgewicht also durcheinander – am Ende setzt sich die dämpfende Wirkung durch.
Beim Laufen dagegen hält die Aktivierung der Neurotransmitter noch eine Zeitlang nach der Tätigigkeit an. Dies ermöglicht es, eine globale Sichtweise seiner eigenen Situation lange Zeit aufrechtzuhalten, denn die offene Sorgenschublade erscheint durch die Aktivierung der Gesamtheit aller Schubladen im Gehirn viel unwesentlicher, eine objektivere Sichtweise der persönlichen Situation stellt sich ein.
Doch auch nach dem Laufen stellt sich irgendwann eine Dämpfung des Transmittersystems ein. Tatsächlich gibt es das Symptom der postmarathonalen Depression. Dagegen hilft natürlich nur ein erneuter Lauf.
Laufen bezeichnet man als eine zyklische Sportart. Interessanterweise sind Sportarten, die nicht zyklisch sind, bei der man also über die nächste Bewegung nachdenken muss, wie beispielweise Ballspiele, nicht geeignet,die Stimmungslage dauerhaft zu verbessern.
Der erste, der sich in Deutschland wissenschaftlich Gedanken über therapeutische Möglichkeiten des Laufens gemacht hat, war der Erziehungswissenschaftler und Hochschullehrer Alexander Weber in Paderborn, von Haus aus Psychologe und einer jener Wohlfühl-Läufer aus den sechziger Jahren. Doch auch er hängte seine Erkenntnisse nicht an die große Glocke. Damalige Läufer einschließlich ihres Gurus, des Laufdoktors Ernst van Aaken, galten als Spinner. Offenbar läßt sich in Deutschland wissenschaftlicher Ruf leichter ruinieren als in den Vereinigten Staaten, wo John H. Greist eine Pilotstudie über Depressive veröffentlichen konnte, die mit Laufen denselben oder einen besseren Effekt erzielten als eine Vergleichsgruppe mit Psychopharmaka.
Noch 1984 hielt ein Psychologe den von Weber bei Alkoholikern beobachteten Angstabbau durch Laufen für unwahrscheinlich. Er begann mit eigenen Untersuchungen und wurde vom Saulus zum Paulus. Heute kombiniert er, der Hochschullehrer Ulrich Bartmann, Laufen und autogenes Training, dazu in schreibe ich aber erst demnächst mehr.
Nun kurz zum 100 km Lauf:
Der Leipzig 100 km Lauf am Auensee bietet sich für meinen Therapieversuch an. 13 Stunden Zeitlimit hat man,um seine Gedanken zu sortieren. Nach 50 km erfolgt alle 10 km eine Wertung. Sollte man also vor dem Finishen der 100 km mit der Sortierung fertig sein, erhält man eine 50 km Wertung, oder eben 60 km, 70 km usw. Einem zusätzlichen Frust wegen Laufabbruch wird dadurch vorgebeugt.
Meine Therapiestrecke führt durch den Auenwald, einem Naturschutzgebiet im Norden von Leipzig, ca 15 Minuten mit der Straßenbahn vom Stadtzentrum entfernt. Es ist eine abwechslungsreiche 10 km-Runde mit Begegnungsteil, frei vom Autoverkehr, auf einer flachen, schnellen Strecke.
© marathon4you.de | 16 Bilder |
© marathon4you.de | 16 Bilder |
Die kleine Turnhalle ist schnell gefüllt mit Übernachtungsgästen. Auf dem 50 Meter entfernten Campingplatz ist noch viel frei. Ich habe das erste Mal das Buchungssystem bei m4y genutzt, um ein Hotel zu finden. Auch wenn es nach Eigenwerbung aussieht: dieses System hat einen Vorteil, den ich mitteilen muss: Die Koordinaten des Startorts sind vorgegeben, so habe ich im Handumdrehen das Hotel gefunden was am Nächsten zum Start liegt.
Gerade bei so einem Lauf, wo man sich erst wenige Tage vorher entscheidet, ob man antritt, ist eine problemlose Organisation wichtig, denn schließlich fährt man erst nach einem langen Arbeitstag los, um am Samstagmorgen auf der Matte zu stehen. Da muss Anreise, Nachmeldung und Übernachtung problemfrei sein. War es auch, aber auf der Matte stehen muss man nicht. Es wird das in der Startnummer integrierte Bibchipsystem genutzt.
© marathon4you.de | 7 Bilder |
© marathon4you.de | 7 Bilder |
Morgens 6 Uhr ist Start.Die Verpflegung ist einmalig gut: alle 3,3 km Bananen, Pellkartoffeln, Brot, Riegel, Haferschleim, Iso, Tee, Wasser, Cola, Malzbier, Bier. Nach 1,6 km und 5 km zusätzlich Wasser und Cola, und das auf einer 10km-Runde. Obwohl die Strecke hauptsächlich im Schatten des Waldes verläuft, wird es an die 30 Grad warm werden.